Selbstverständnis

Wir verstehen uns als rein nicht-männliche, anarchistische, feministische Antifa-Gruppe. Wir lehnen Staaten und Herrschaft, Kapitalismus und sämtliche gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ab. Wir wollen gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei leben – dies ist nur möglich, wenn alle Menschen befreit sind und dafür kämpfen wir Tag für Tag.

Wir sind der Meinung, dass es eigentlich keine Geschlechter gibt. Die biologische Unterteilung in das weibliche und das männliche Geschlecht, die ja meist schon vor der Geburt stattfindet, halten wir für nicht fundiert. Weder haben alle eingeteilten Frauen einen identischen weiblichen Hormonhaushalt, vollständig ausgebildete, typisch weibliche Geschlechtsmerkmale noch die Fähigkeit, Kinder zu gebären. Alle als Männer eingeteilten Personen teilen sich ebenfalls weder einen identischen Hormonhaushalt, noch identische, vollständig ausgebildete Geschlechtsmerkmale, nicht einmal dieselben Geschlechtschromosomen. Selbst wenn man die Sache rein biologisch betrachtet sehen wir keinen erklärenden und allumfassenden Anhaltspunkt, dass es Geschlechter geben soll, in die Menschen passen. Da der Mensch erst in Gesellschaft wird, halten wir das biologische Geschlecht für ein Produkt der Gesellschaft und für sozial konstruiert.

Außerdem betrachten wir alle typisch männlichen und typisch weiblichen Eigenschaften, Verhaltensweisen, Angewohnheiten oder auch nur typisches Aussehen als sozial konstruiert. Man könnte auch sagen als einfach erfunden und über Generationen gefestigt durch Erziehung, Werte und Normen und die sozialen Konsequenzen, wenn man sich nicht daran hält.

In der Konsequenz heißt das für uns: Es gibt keine Geschlechter. Es gibt kein männlich, kein weiblich und folglich auch nichts dazwischen.

Praktisch sind wir gezwungen, Geschlechter zu betonen. Einerseits um die starre Einteilung von Menschen in zwei Geschlechter aufzubrechen und uns mit allen Menschen zu solidarisieren, die den Mut haben, Geschlechtergrenzen aufzusprengen und sich nicht kategorisieren lassen.

Andererseits werden wir von weiblich und männlich, von Frauen und Männern sprechen, um Machtverhältnisse und Diskriminierungen aufzuzeigen. Denn das Patriarchat, also ein System, das Männern nur durch ihr männlich-sein mehr Macht, Möglichkeiten und Freiheiten gewährt, beruht auf der Abwertung von Allem, das als weiblich erkennbar ist. Das Ideal ist immer ein männliches und Frauen wird in der Konsequenz ihre Menschlichkeit abgesprochen, da ihr Zustand mangelhaft bleibt. Das Patriarchat zieht sich durch alle unsere Lebensbereiche, selbst Kapitalismus oder Rassismus müssen immer mit patriarchaler Unterdrückung gedacht werden. Beispielsweise ist Hausarbeit als weibliche Arbeit gesehen und somit weniger Wert als Lohnarbeit. Das führt dazu, das Hausarbeit nicht mit Geld bezahlt wird, obwohl sie essenziell wichtig ist für das Funktionieren des kapitalistischen Systems. Women of Colour sind nicht nur Rassismus ausgesetzt, sondern müssen täglich sowohl mit dem Sexismus der weißen Gesellschaft als auch mit dem Sexismus in ihren eigenen Communitys umgehen.

Um die explizite Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen, den Hass gegen Weiblichkeit und die daraus resultierende Gewalt gegen Frauen aufzuzeigen, müssen wir über Geschlecht reden. Wir sprechen von Männern und Frauen, möchten aber, das immer mitgedacht wird, dass diese beiden Kategorien eigentlich nicht existieren sollten und es viele Menschen gibt, die sich nicht in diese beiden Kategorien einordnen wollen oder können. Deswegen verwenden wir häufig das Gendersternchen*.

Für uns ist es notwendig, männlichen Personen den Zugang zu unseren Gruppenstrukturen zu verweigern. Wir haben unser Leben lang in gemischtgeschlechtlichen Gruppen agiert und erkannt, dass wir gegen die in solchen Gruppen oftmals vorherrschenden Sexismen nicht ankommen können oder es nicht immer wollen. Wir wollten eine Gruppe schaffen, die einerseits versucht, ein Freiraum von männlicher Dominanz zu sein. Andererseits wollten wir bei Grundsätzlichem nicht immer wieder bei Punkt 0 anfangen – wie zum Beispiel bei der Annahme, dass Frauen gleichberechtigte Menschen sind – weil einige Männer Themen und die daraus folgenden Konsequenzen nicht verstehen oder anerkennen. Wir sind der Meinung, dass Frauen nicht dazu da sind, Männern ihr sexistisches Verhalten erklären zu müssen, die emotionale Arbeit von Männern zu erledigen und ansonsten still Transpis zu malen, während sie dem Ideal des vermummten und knallharten Anarcho-Kämpfers höchstens hinterherhinken können.

Wir haben Sexismus in der eigenen Szene erkannt und konnten ihn nicht lösen. Wir haben viel Zeit, Nerven und Energie aufgebracht und versuchen nun einen anderen Weg. Die Gruppe soll jedoch nicht in einem Vakuum stattfinden, sondern aus der Szene raus und in die Szene reinwirken, wir werden auch mit anderen Gruppen eng zusammenarbeiten.